BRDigung – Zeig Dich! (CD-Kritik)

BRDigungSind BRDIGUNG endlich erwachsen geworden? Nach mittlerweile sechs Studioalben, einem Livealbum und diversen Sampler- und Kleinveröffentlichungen. Wäre es nicht an der Zeit, auf dem neuen Album die nachdenkliche, weiche und verletzliche Seite der Band zu zeigen? Man muss doch mit Trends gehen oder? Never! Und auch wenn “Zeig dich!” eine spürbare Weiterentwicklung erfahren hat, so werden BRDIGUNG wohl nie bei irgendwelchen Benimm- kursen zugelassen. Die Band bleibt sich auch auf ihrem neuen Album vollkommen treu und pöbelt wie eh und je, unzensiert und laut. „Zeig dich!“ ist ein Album für alle, die die Nase voll haben von glattgebügelten Künstlern ohne Meinung – bloß nicht anecken, bloß niemanden kränken. Wo andere noch „Darf er das?“ fragen, strecken BRDIGUNG der sogenannten “Political Correctness” den Mittelfinger ins Gesicht. (Quelle: Pressetext)

Tatsächlich hab ich auch das eine oder andere Mal gedacht: „Krass, geht das nicht zu weit?“, aber oftmals ist es wichtig, genau hinzuhören, seine eigenen Grenzen im Kopf zu vergessen und auch mal die Perspektive zu wechseln und nicht immer alles zu ernst zu nehmen. „Ob du behindert bist“ ist hier das beste Beispiel. Entstanden zusammen mit dem 2018 gegründeten Verein Grössenwahn e. V. spricht der Song und vor allem das Video aufs deutlichste Missstände in unserer Gesellschaft an. Hier gilt definitiv Humor und sich selbst nicht zu ernst nehmen als Grundvoraussetzung. Auch in den anderen 13 Songs wird kein Blatt vor den Mund genommen. Es wird deutlich gesagt, wie man sein möchte („Zeig dich!“), und wie auf keinen Fall („Hipster, Hipster“). Musikalisch wird sich dabei nie zurückgehalten. Brettharter Punkrock, fetzige Gitarren, harte Beats, die ein oder andere elektronische Verstärkung gepaart mit purer Energie und ordentlich Druck nach vorn. Die Rebellenattitüde steht dem Quartett (seit Jahren) ausgezeichnet und was die Besonderheit in der heutigen Zeit ist, man nimmt ihnen das auch komplett ab und nichts wirkt aufgesetzt oder gespielt. Aber auch wirklich harte Männer dürfen Gefühle zeigen und so schafft es mit „Lichtblick“ auch ein gefühlvoller Track auf den Langspieler. Gefühlvoll ist hier aber nicht gleich Ballade. Nach ruhigen Klängen sucht man auf Zeig dich! generell vergebens. Jeder Song will noch einen draufsetzen, noch ein bisschen mehr Tempo geben und noch ein bisschen mehr Lärm, der die Nachbarn stört, machen. Das funktioniert auch bei 90 % ganz gut. Wie bei fast jedem Album ist ein „Griff ins Klo“ dabei. Für mich ist das hier definitiv „Stampfen“. Dem Track kann ich leider so gar nichts abgewinnen. Weder textlich noch musikalisch schafft es der Song, zu überzeugen. Da die 14 Tracks aber allesamt, trotz der klaren Marschrichtung nach vorne, unterschiedlicher nicht sein könnten, wird hier die Meinung stark auseinandergehen. Genauso verhält es sich auch bei den Favoriten. Durch die Vielfältigkeit wird jedem Song genug Raum geboten, sich zu entfalten, ohne im Einheitsbrei unterzugehen. Das bedeutet allerdings auch, dass kein Song hervorstechen kann. Kein Song der mehr im Ohr bleibt als alle anderen, keiner der noch etwas mehr überzeugen kann als der Rest. Der ein oder andere Song sticht zwar durch provokante Textzeilen hervor, aber auf musikalischer Ebene fehlt leider der eine Song, der es schafft alle anderen in den Schatten zu stellen und auf Dauerschleife zu laufen.

Fazit: Kein Blatt vor dem Mund und brettharte Gitarren, was will man mehr von einem Deutschrockalbum? Eigentlich nicht wirklich viel mehr, so gesehen lässt Zeig Dich! nicht mehr wirklich viel Luft nach oben. Jetzt müssen die Jungs auf der anstehenden Tour die Songs noch anständig auf die Bühne bringen und sich weiterhin treu bleiben, dann werden wir in den nächsten Jahren weiterhin viel Spaß mit BRDIGUNG haben.

Tracklist:

01 Intro
02 Zeig dich
03 Walking Dead auf XTC
04 Brich aus
05 Holt mich hier raus
06 Kein Fick
07 Dreh die Musik auf
08 Hipster Hipster
09 Ob du behindert bist
10 Lichtblick
11 Vielleicht ja vielleicht nein
12 Stampfen
13 Nur einen Sommer lang
14 Weck mich auf

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Release: 31.01.2020
Genre: Punkrock, Metal, Deutschrock
Label: Drakkar Entertainment Gmbh

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