b.o.s.c.h. – Fleischwolf (CD-Review)

Vier Jahre hat die Wilhelmshavener Band b.o.s.c.h. ihre Fans auf neues Material warten lassen, doch nun ist es endlich soweit. Erst Ende Juni unterzeichnete das Quartett um Sänger Max Klee einen weltweiten Vertrag mit Laute Helden / SPV. Nun soll das erste Album unter dem neuen Label folgen. Der Nachfolger zum letzten Output „Apparat“ (2013) trägt den Namen „Fleischwolf“, ist mit 12 brandneuen Songs vollgepackt und wird am 13. Oktober 2017 auf die Welt losgelassen. Ob sich das warten gelohnt hat, muss jeder für sich entscheiden, allerdings versprechen b.o.s.c.h. kompromisslose Härte, und scheuen sich auch nicht eine Kampfansage an die Vertreter harter deutsche Musik, wie Rammstein, Oomph oder Megaherz zu schicken. Im November und Dezember kann man übrigens die Herren von b.o.s.c.h. auf 5 Konzerten als Support von Stahlmann live erleben. Mehr Infos dazu findet ihr HIER.

Der erste Track „Schock“ startet elektronisch mit ordentlich Bass. Nach knapp zwanzig Sekunden setzten Schlagzeug und Gitarre ein und die kratzig-raue Stimme von Sänger Max passt sich hervorragend in das Gesamtgefüge ein. Die elektronische Einleitung wird in der zweiten Hälfte nochmal aufgenommen und bildet so einen schönen Rahmen und lässt das Ende des Songs nochmal deutlich druckvoller wirken. Ordentlich Druck nach vorne gibt es auch im zweiten Song „Reiz mich“. Das Tempo wird nochmal deutlich gesteigert und der schnelle Schlagzeugbeat gibt das Tempo für den Gesang vor. Kurze, geschickt gesetzte Tempowechsel setzen Akzente und machen den Song unvorhersehbar. Wieder elektro- nisch und etwas ruhiger wird es, zumindest anfangs, im Song „Blender“. Die Gitarre im Intro klingt wie aus einem modernen Westernfilm und gibt die Melodie für die Schlagzeug und Bass vor. Der Gesang klingt hier in den Strophe weniger rockig und mehr elektronisch verzerrt. Erst im Refrain kommt die rockige Seite von Maxs Stimme wieder zum Vorschein. Es folgt der Titeltrack „Fleischwolf“. Hier haben wir fast von Anfang an klassische Neue Deutsche Härte. Das stark gerollte „R“ erinnert stark an Til Lindemann von Rammstein. Oft klingt dies falsch und wie gewollt und nicht gekonnt, aber in „Fleischwolf“ klingt das sehr gut und ganz und gar nicht albern, oder abgekupfert. Kurze elektronische Zwischen- sequenzen runden den Song ab und machen so ein Gesamtpaket daraus, dass sich mit vielen Songs von Szenegrößen messen kann, aber dennoch für sich ganz alleine steht. Wir blasen zur „Jagd“ und so beginnt der fünfte Track mit einem Jagdhorn gefolgt von hektischer Elektronik. Das Tempo ist sehr hoch und in weiten Teilen so hektisch, dass man kaum verstehen kann, was eigentlich gesungen wird. Ein Song mit sehr dominantem Schlagzeug, der entweder hilft Aggressionen abzubauen, oder ins komplette Gegenteil umschlägt und für diese Sorgt. Muss man mögen. Mit „Evolution“ sind wir bei der Halbzeit angelangt. Hier zum Glück wieder weniger hektisch, die Drums mehr im Hintergrund, dafür aber mit druckvoller Gitarre im Vordergrund. „Folgemann“ startet sehr rockig – hier haben wir wieder klassischen starken Deutschrock. Leicht gruselig verzerrte Texteinschübe sorgen für kleine Highlights im Song und das gewisse Fünkchen Besonderheit. „Du“ beginnt mit dem Klang einer Signalstörung bis die Instrumente imposant einsetzten. Gemischt mit im Hintergrund gehaltener Elektronik und mit zweistimmigen, sich ergänzendem Gesang, zwar ähnlich zu den Vorgängertracks, aber gleichzeitig auch ganz anders und neu. „Das Spiel“ geht wieder deutlich mehr in die Deutschrockschiene, und der Bass setzt gekonnt Akzente in den Strophen. Der Song geht mit viel Druck nach vorne und steigert sich stellenweise bis zum Ende nochmal. Das Kontrastprogramm folgt mit „Zu Spät“. Sehr elektronisch und etwas gediegener und schwerfällig wirkt der zehnte Track. Auch hier wird zweistimmig, im Dialog gesungen. Auch wenn der Song im Verlauf rockiger wird, elektro- nische Einschübe ziehen sich über die gesamte Länge. So auch im folgenden Song „Ritual“. Elektronischer Einstieg, rockige Instrumente und dann wiederkehrende elektronische Muster im Verlauf des Songs. Der Song kann sich wenig von den restlichen Tracks abheben, einzig kleine Rhythmuswechsel und kurze Pausen sorgen für kurze Aufmerksamkeits- momente. Wir sind die „Macht“, die Kraft und die Pflicht. So beginnt der letzte Track des Albums. Zum Abschluss wieder mehr Rock und weniger Elektronik. „Wir werden niemals scheitern“ singt Max, der hier stellenweise gesangstechnisch von seinen Kollegen unter- stützt wird. Der letzte und abschließende Song ist eine deutliche Kampfansage und ein Ausblick in die Zukunft. Werden kommende Werke so druck- und kraftvoll wie dieser letzte Song, dann ist das ein wunderbares Versprechen.

Fazit: Der Vergleich mit Rammstein, Oomph oder Megaherz ist stellenweise noch sehr optimistisch und nicht wirklich realistisch, allerdings machen b.o.s.c.h. deutlich klar, dass sie ganz oben mitspielen wollen und sich nicht kleinhalten, oder unterschätzen lassen. Mit „Fleischwolf“ ist Ihnen ein ganz klares Statement gelungen, dass deutlich macht, dass die vier Wilhelmshavener noch viel vor haben und vielleicht irgendwann im direkten Vergleich mit Szenegrößen bestehen können. Auf jeden Fall sollte man aber jetzt schon, wenn man an Deutschrock oder NDH denkt sich nicht nur auf genannte Größen beschränken, son- dern im gleichen Atemzug auch b.o.s.c.h. nennen, denn mit Fleischwolf haben sie sich das auf jeden Fall verdient.

Tracklist:

01. Schock
02. Reiz Mich
03. Blender
04. Fleischwolf
05. Jagd
06. Evolution
07. Folgemann
08. Du
09. Das Spiel
10. Zu Spät
11. Ritual
12. Macht

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VÖ: 13.10.2017
Genre: Industrial Rock
Label: Laute Helden

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