TAINA – Seelenfresser (CD-Kritik)

TAINA ist eine aus Bremen stammende Industrial-Rock-Band mit Rotenburger Wurzeln, die im Oktober 2010 vom Sänger und Synth-Spieler WoLand und dem Gitarristen SerZh gegründet wurde. Zwei Jahre später veröffentlichte die Band im Februar 2012 ihre Debüt-EP „Illusion“, welche übrigens in Eigenregie geschrieben, aufgenommen und gemixt, und von keinem Geringeren als dem deutschen Musiker und Musikproduzenten Andy Classen soundtechnisch auf eine völlig neue Stufe gebracht wurde. Seit ihrem ersten Live-Debüt im Dezember 2012 spielte TAINA in Ländern wie Russland, die Schweiz, Luxemburg und Deutschland und standen u.a. für Bands wie ASP, Feuerengel und Stahlzeit als Support auf der Bühne. Im November 2015 hieß es dann: Willkommen in der Manege des Wahnsinns! TAINA hatten einen Auftritt in der beliebten deutschen Show „Circus HalliGalli“ (PRO7). Von Oktober 2016 bis September 2017 schickte die Band insgesamt drei Vorboten zum neuen Album voraus. Letztes Jahr wurden mit dem WGT (Wave-Gotik-Treffen), dem legendären WACKEN OPEN AIR und dem Autumn Moon Festival gleich drei große Events gerockt. Bei TAINA scheint es einfach kein Stillstand zu geben. Im März 2018 erblickte nun endlich die langersehnte Platte „Seelen- fresser“ via Viy Records das Licht der Welt.

Gar nicht schüchtern geht es los mit „Schrei Nicht“. Es geht ab mit vollem Druck in die Düsternis der Bremer Band TAINA, in die Untiefen ihres Industrial Metal, der in diesen und vielen weiteren Stücken mit einem richtig old-school-mäßigen Gitarrensolo kredenzt wird. Analoge Synthiesounds verstärken das volle Gitarrenbrett von „Pseudogott“. Das Gitarren- solo mit WahWah und die Stimme leicht verzerrt. Gewollt fies fiept es anfangs im Synthbereich, die Gitarre wieder satt verzerrt. Der Track „Teil Von Mir“ wurde zuletzt als Single ausgekoppelt und thematisiert die emotionale Abhängigkeit, Dominanz und Ohnmacht. Genauso stellt man sich Industrial Metal vor. „Folge Mir“ ist ein sehr auf den Punkt gespielter düsterer Metal Song mit einem Hauch von NDH. Die Single „Perfekte Dunkelheit“ hat eine recht schlichte Struktur, die durch interessante Synthklänge und Voice-Einspielungen für akustische Aha-Effekte sorgt. Wieder einmal überrascht das tolle Gitarrensolo, das man derart nicht auf einem Industrial-Metal-Album erwartet hätte — für einen kurzen Moment hört man tatsächlich ein Doppelgitarrensolo. In jenem Einschub wird TAINA richtig melodisch und sanft. „Seelenfresser“ startet unheimlich und kracht dann mit voller Metal-Ladung über einen hinein. Ungewöhnlich ist der Industrial-Einschub mit fies bedrohlichen Synthklängen. Die Musik von TAINA ist sicher nichts für zarte Gemüter oder als Gutenachtmusik zu verwenden, aber „Seelenfresser“ toppt dies noch um Längen. Das ist einfach nur schwarz und böse. Soundexperimente machen „Allein“ zu einem alb- traumhaften Szenario, das von satten Gitarren Metal getragen wird. Der Schluss ist einfallsreich! Der nächste Track „Alles Endet Hier“ hat etwas Neurotisch-hypnotisches in sich. Auch hier haben sie sich etwas besonders für das Liedende einfallen lassen. „Seelenfresser (Zardonic Remix)“ verschiebt den Titel in den EBM-Bereich, was gut passt. Mit Zardonic holten sich TAINA einen international anerkannten DJ, Musiker und Produzenten ins Boot, der wie zu erwarten einen erstklassigen Remix abliefert. Als Ausklang ihres ersten Albums steuern TAINA selbst noch einen Remix von dem Track „Savior Self (Taina Remix)“ der Oldenburger Industrial Metalband Devil-M bei, der ein unglaubliches Stakkato-Gewitter entfacht.

Fazit: Die Ästhetik von TAINA ist wie aus einem Horrorfilm entsprungen, daneben fallen im Wesentlichen zwei Besonderheiten ins Auge bzw. ins Ohr: die old-school-mäßigen Hard Rock/Heavy Metal Gitarrensoli und die Vocals, die ganz charismatisch mit elektronischen Effekten unterlegt sind. Die Stimme des Sängers WoLand ist nie so stark verfremdet, dass er nicht mehr zu verstehen ist. Das fette Gitarrenbrett wird durch die oft analogen Klänge des Synthiearrangements noch fetter, das Schlagzeug donnert gradlinig nach vorn, für die Headbanger ein Genuss. Die Titel sind gemacht aus dem puren Horror: Es geht um menschliche Abgründe und seelische Verkommenheit. Auch ohne die Texte gehört zu haben, wird dies durch den Griff in die Harmonik des schwarzen Dramas unterlegt. Der Brückenschlag zwischen Industrial und Metal ist abgrundtief gut gemacht und das TAINA auch live alles geben, ist bekannt. Es ist ihnen gelungen, ihre energiegeladene Präsenz auf ihr Album zu bannen.

Tracklist:

01. Schrei Nicht
02. Pseudogott
03. Teil Von Mir
04. Folge Mir
05. Perfekte Dunkelheit
06. Seelenfresser
07. Allein
08. Alles Endet Hier
09. Seelenfresser (Zardonic Remix)
10. Savior Self (Taina Remix)

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VÖ: 23.03.2018
Genre: Industrial Rock / Metal
Label: Viy Records

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