M’era Luna Festival 2017 – Teil 1! (Festivalbericht)

Mit rund 40 Bands und einem vielfältigen Rahmenprogramm wie Lesungen, Workshops, der Gothic-Fashionshow und eigenem Mittelaltermarkt lockte das beliebte M’era Luna Festival auch 2017 erneut Zigtausende (25.000 Besucher) Fans aus aller Welt an, um gemeinsam ein friedliches und ent- spanntes Wochenende mit alten und neuen Freunden zu verbringen. Obwohl das Festival am 12. – 13. August 2017 stattfand, reisten viele schon am 11. August an um sich in erster Linie einen guten Campingplatz zu ergattern, aber auch um am Abend die Lesungen von Markus Heitz, Alexander Wohnhaas & Christian von Aster im Disco-Hangar zu besuchen.

Freitag, der 11. August 2017

Es wird schwarz im Norden. Vereinzelte schwarze Gestalten warten vor Supermärkten, sitzen verschlafen in Cafés oder purzeln schlaftrunken aus ihren Wohnmobilen. Ein Bild, das sich jedes Jahr aufs Neue bietet. Es ist wieder M’era Luna Zeit. Viele Festivalbesucher stiegen bereits Donnerstagnacht ins Auto, um in Richtung Hildesheim zu pilgerten. So kann man dem unangenehmen Berufsverkehr entgehen und ist trotz teilweise sehr weiter Anreise schon am frühen Morgen da. Obwohl der Einlass erst in einigen Stunden beginnt, bilden sich schon die ersten Schlangen an den Einlasszelten. Das ist der Nachteil an der frühen Anreise – lange Wartezeiten. Dieses Jahr hat der Wettergott leider kein Erbarmen und lässt den Himmel weinen. Wenn man sich dann erfolgreich durch das Parkplatzchaos und von Ordner zu Ordner hat schicken lassen, sich nicht in der Schlammlandschaft festgefahren hat, ste- hen die fahrbaren Untersätze endlich, wo sie sollen und man sucht das Ende eben dieser Schlange. Kaum hat man endlich das Bändchen am Arm (dieses Jahr in Türkis und leider wieder keine gute Qualität) geht es auf die Jagd nach dem besten Zeltplatz. Nah zur Bühne, aber auch nicht zu nah, sonst ist zu viel los, nah zum Klo, aber auch nicht zu nah, sonst stinkt es, nah am Weg, aber auch hier nicht zu nah, sonst wird man in der früh von den Morgenmenschen geweckt, die sich auf Frühstücksjagd machen. Irgendwo Mittendrinnen, aber auch nicht zu sehr, sonst findet man im dunklen sein Zelt nicht mehr und stolpert über tausend Zeltschnüre und (Pavillon) Abspannungen. Es ist also gar nicht so einfach anspruchsvoller Festivalgänger zu sein. Wie durch ein Wunder hat aber irgendwann jedes Grüppchen, oder auch Solocamper sein Plätzchen gefunden, mit dem er mehr oder weniger zufrieden ist und sich dann entspannt im Campingstuhl das erste Bier aufmachen kann. Dass es erst mittags ist, ist ab jetzt vollkommen egal. Wir sind auf dem M’era Luna, hier wird die Nacht zum Tag gemacht, Alkohol in Massen anstatt in Maßen und das zu jeder Uhrzeit. Wir machen Urlaub, die Leber muss Schwerstarbeit leisten. Man sitzt zusammen, raucht, trinkt, lernt die Campnachbarn kennen, lacht und freut sich auf die kommenden zwei Tage vollgepackt mit geilen Bands. Nach erfolgreichen Ausflügen über das Gelände, begrüßen von Festivalbekanntschaften der letzten Jahre, die man hier immer wieder trifft und dem mittlerweile nicht mehr zählbaren Bier hockt man jetzt in seinem temporären zu Hause, plant die Reihenfolge der zu besuchenden Bands (leider nicht immer ohne Überschneidungen möglich), raucht die letzte Zigarette und verzieht sich dann ins Zelt um die erste Nacht, um drei in der früh einzuleiten.

Samstag, der 12. August 2017

Dementsprechend zerstört sieht man am nächsten Tag auch aus, die Nacht war viel zu kurz, das Bier war viel zu viel, und überhaupt ist es viel zu hell und wo ist eigentlich der Kaffee? Entweder hat man nette Campgenossen, die bereits Kaffee gekauft oder gekocht haben, oder man stiefelt selber Richtung Kaffeestand und stellt sich an die vermeintlich kürzeste Schlange an. Immerhin kann man dies mittlerweile im Trockenen tun, ab und zu kann man sogar einen kleinen Sonnenstrahl sehen. Auf dem Rückweg kann man noch schnell Zähne putzen und dabei den Blick in den Spiegel tunlichst vermeiden. Trotz der frühen Stunde gibt es aber schon wieder TOP motivierte, perfekt gestylte Besucher, denen man neidvoll hinter- herschaut. Die hatten wohl wirklich nur ein Bier gestern und waren früh im Bett. Das nimmt man sich für den heutigen Tag auch vor, um es aber auf dem Weg von den Sanitäranlagen zum Zelt wieder zu vergessen. Der erste Kaffee ist getrunken und das Bier wurde nachts angenehm gekühlt. Also muss das ja weg – bevor es warm wird.

Dass, das Wetter noch immer ziemlich bescheiden ist (mittlerweile sind knapp 40 l\qm gefallen) ist der einzige Punkt, der ein bisschen Sorgen bereitet – Besserung ist nicht in Sicht. Das M’era Luna ist bekannt dafür, jedes Jahr aufs Neue ein bombastisches Line-Up zusam- menzustellen – und genauso ist es auch dieses Jahr. Am ersten Festivaltag darf man sich also auf Bands wie CIRCUS OF FOOLS, EDEN WEIT IM GRAB, UNZUCHT, OST + FRONT, KORN, MESH, WHITE LIES, PROJECT PITCHFORK, SUBWAY TO SALLY, ASP, FEUERSCHWANZ, LEICHTMATROSE, AMBASSADOR21, SHE PAST AWAY, .COM/KILL, NAMNAMBULU, KMFDM, ASHBURY HEIGHTS, SOLAR FAKE, FADERHEAD und COVENANT freuen. Zum ersten Mal gibt es dieses Jahr auch die M’era Luna Academy. Also rein in die Schuluniform, Brille auf die Nase, Notizblock in die Hand und gebannt Vorträgen vom international renommierte Forensiker Mark Benecke, der auch als „Dr. Made‟ bekannt ist, Fotograf Gerald Axelrod („Trans- sylvanien – Im Reich des Dracula‟) und de, bekannten Tattoo-Model Anja Mensch (Catwalk- und Modeltraining) lauschen. Aber auch Autogrammstunden, eine große Shoppingmeile und viele Stände mit leckeren Essen erwarten den Festival-Besucher. Also heißt es irgendwann rein ins Getümmel und los geht’s. Die ersten Band- und Festivalshirts werden gekauft (vor- zugsweise von ASP, weil er mit den Merchandisingeinnahmen die Opfer der Hochwasser- katastrophe in Hildesheim unterstützt), die erste Bratwurst, das zweite und dritte Bier muss her.

Um 11:00 Uhr war es dann endlich soweit: Der Gewinner des diesjährigen Newcomer Contest Circus of Fools eröffnet das Mera Luna 2017. Die Reihen vor der Bühne füllen sich langsam, immer mehr gespannte Zu- hörer steuern auf das Festivalgelände und lauschen den gruftigen Melodic Death Metal Klängen. Die ausgefeilte Bühnenshow mit Tänzerinnen, die sich auch artistisch durch die Lüfte schwingen, wirkt sehr stimmig und durchdacht. Der Name ist Programm, hier wird Zirkus geboten. Nach 20 Minuten ist der Zauber für die junge aus Tübingen (Reutlingen) stammende Newcomerband dann aber auch vorbei. Ein letztes Foto, mit der mittlerweile echt beachtlichen Zuschauermenge und dann ist Umbaupause angesagt. Spätestens jetzt ist für viele Stagehopping angesagt. Von der Main Stage ab in den Hangar, um den elektronischen Klängen von Leichtmatrose zu lauschen. So vergeht der Tag, zwischen Main Stage, Hangar und Zeltplatz. Gegen Mittag füllt sich das Festivalgelände zunehmlich und bei der NDH- Band Ost+Front ist die Stimmung schon ziem- lich ausgelassen. Klassiker wie „Mensch“ und „Fleisch“ wechseln sich ab mit neueren Hits wie „Fiesta del Sexo“ oder „Bruderherz“. Beg- leitet werden die Berliner um Frontmann und Sänger Patrick Lange (Herrmann Ostfront) mal wieder von Alternativ Model, Tänzerin, Pole Dance Trainerin und Künstlerin Melody Aurora, die der sonst ziemlich harten Bühnen- show etwas Glamour und Erotik verpasste. Im Anschluss folgt das totale Kontrastprogramm mit Feuerschwanz. Wir frönen dem Met und tanzen ausgelassen, auf dem zum Glück asphaltierten Boden. Spätestens zu Subway to Sally finden sich die meisten Besucher vor der Main Stage ein. Dass es immer noch regnet, ist mittlerweile egal, bei Hits wie „7“ oder „Walpurgisnacht“ kann man einfach nicht anders als durch den Regen zu tanzen und trotzdem zu feiern.

Nun gibt sich auch die „Gothic Novel Rocker“ um Sänger ASP (Alexander F. Spreng) die Ehre. Er fühlt sich auf dem M’era Luna wohl fast schon zu Hause, denn jedes zweite Jahr wird Hildesheim von ihm bespielt. Dieses Jahr läuft aber alles anders als geplant. Gegen Ende des ersten Songs erlischt auf einmal das Bühnen- licht und auch die große Videoleinwand wird komplett schwarz. Von ASP ist kein Ton mehr zu hören. Was anfangs noch kein Grund zur Sorge ist, wird nach fünf Minuten langsam merkwürdig. Trotzdem verharren die meisten geduldig im Regen. Als die Info kam, es gäbe einen Stromausfall, wegen eines kaputten Aggregats wurde die Sorge groß, ob das M’era Luna noch wie geplant fortgesetzt werden könnte. Nach 20 Minuten aber gin- gen nacheinander alle Lichter an und auch ASP war wieder zu hören. Er lieferte, wie von ihm gewohnt, eine klasse Show, mit hauptsächlich älteren Songs, ab. Bei „Zaubererbruder“ wurde ASP unterstützt von Eric Fish (Subway to Sally), der noch einmal die Bühne betrat.

Mit etwas Verzögerung kam es dann zum Headliner des Abends – KORN! Zum ersten Mal gaben sich die kalifornischen Nu Metaller die Ehre, vor dem eher gruftig angehauchten Publikum in Hildesheim zu spielen. Sollte irgendjemand Zweifel gehabt haben, ob diese Mischung zusammenpasst, wurde er schon nach wenigen Songs eines Besseren belehrt. KORN lieferten eine Wahnsinns-Show ab, ein Kracher jagte den nächs-ten und trotz der Zeitverzögerung spielten sie ein volles Set bis weit nach Mitternacht. Die weitere Abendgestaltung gleicht der des ersten Abends, alle guten Vorsätze sind vergessen, das Bier fließt in Strömen und ab und an gesellt sich auch ein Schnaps dazu. Von beinahe jeder Zeltgruppe hört man andere Musik, irgendwo spielt jemand auf einer Gitarre (fast schon romantisch) und im Hangar startet die Party mit Dj Sven Enzelmann, unterstützt von Martin Engler (Mono Inc.) und Chris Harms (Lord of the Lost). So geht dann auch der zweite Abend zu Ende, im Hintergrund die Musik der nicht müde werdenden Nachbarn und irgendwo das Schnarchen eines ins Zelt gefallenen. Was will man mehr – das ist das M’era Luna bei Nacht – Perfekt um zu schlafen!

…….. Teil 2 folgt!

Die ersten Bilder vom M’era Luna Festival 2017 findet ihr HIER in unserer Fotogalerie.

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