Mechanical Moth – Neverything (CD-Review)

Bereits seit 2002 musikalich aktiv, avancierte die Darmstädter Formation MECHANICAL MOTH um Gründer, Songschreiber und Mastermind TANDRIN im Laufe der Jahre zu einem der angesagtesten Acts der deutschen Dark / Electro-Szene. So erschienen neben zahlreichen Samplerbeiträgen und Remixen bis dato fünf Studioalben, auf denen TANDRIN mit wechselnden Gesangspartnerinnen seine extrem düsteren musikalischen Visionen präsentiert(e). (PR- Text) Am 26. Mai 2017 veröffentlichte das Dark- Electro-Duo Mechanical Moth nun ihr neues Studio- album „Neverything“, welches 12 brandneue Tracks beinhalten und auf das sich das seit 2011 mit Frontfrau SOPHIE komplettierte Duo nun der Vergänglichkeit allen Seins widmet, als CD im limitierten Digipack-Format inklusive 12-seitigen Booklet via Scanner (Broken Silence).

Ein Sound wie aus einem Gruselplatterfilm schiebt „Arise“ in den Gehörgang. So etwas dunkles, düsteres habe ich schon lange nicht mehr gehört! Die Stimme von Sänger Tandrin — extrem tief — klingt wie ein Alien: „Who are you? Arise!“. Dieser Titel macht Gänsehaut. Bei „Schwarzes Pack“ werden die Strophen von Mieze und Rinnie mehr intoniert als gesungen. Ihre Stimmen transportieren manische Unberechenbarkeit, die sich nicht nur perfekt in die Stimmung des Songs einfügt, sondern ergänzt zugleich wundersam Tandrins Stimme. Hier gibt es schönsten Dark Wave auf die Ohren. „Tumbling Leaves“, beginnt mit einem an- dauernden Grundrauschen, geht dann in feinem Klavier, das wir in mehreren Titeln hören werden, in atmosphärische Synthieklänge über, bevor die beiden Stimmen einsetzen: Eine tiefe, böse Männerstimme, die weibliche Stimme von Mieze erhebt sich in eingängiger Melodie darüber. Das Ganze bricht dann mit verzerrter Rockgitarre ab, um sich dann wieder in schönste Gesangsharmonien zu versteigen. Dieser Titel hat in seinem mittleren Tempo Druck und große Intensität und ist sehr spannungsreich komponiert. Das ist erstklassig! Klavierklänge in „Abendrot“ verbreiten Melancholie. Der Anfang beginnt wie eine Elegie, aber das Tempo zieht unerwartet an und wird härter, der Rhythmus treibend. „Dann ist dein Herz tot!“ ist das Mantra des Songs. Ein schneller, treibender EBM-Track, der plötzlich wieder in die elegischen, melancholischen Klänge des Beginns abgleitet, um dann urplötzlich wieder in die Dunkelheit des EBM hinabzusteigen. Ein schön tanzbarer Song mit enorm hohen Spannungs- bogen. Wave Gitarren kündigen „Nothing Prevails“ an. Es kommt das volle Gitarrenbrett und trotzdem hören wir hier eine satte, eingängige Melodie mit sparsam eingesetztem Stimm- verzerrer hier und da. Der Rhythmus ist treibend, hart, der wiederum von sanften Klavier- klängen unterbrochen wird. Eine äußerst reizvolle Kombination. „Herzbeben“ ist so wundervoll! Nach all dem düsteren, druckvollen Elektronic-Wave Titeln kommt das akustisch anmutende Harfenspiel richtig außerirdisch rüber. Die Harfenklänge unterstützen diese tiefemotionale Klage über den Verlust einer Liebe. Ganz sparsam instrumentiert tragen Schlagzeug, Bass und Harfe das Grundgerüst. Mit viel Hall und Chorus legt sich Miezes Stimme weich wie eine Decke über das Herzklopfen der Basedrum. In „House Of Glass“ zieht das Tempo deutlich an. Die Stimmung ist aggressiv-düster und überhaupt nicht mehr akustisch, wie im Vorgängertitel, sondern knallhart elektronisch. Der Gesang ist wieder mehr Spoken Words von Tandrin. Anklagend und aggressiv spielen die Motten mit Stimmungen. Sophie übernimmt wiederum den melodischeren Gesangspart. „Tanz der 1000 Schnüre“ zeichnet sich durch einen sehr abgründigen Text aus. Hier kommt wieder die extrem tiefe Stimme zum Einsatz. Besonders die Flüsterstimme wirkt unheimlich und diabolisch. Zarte Klaviertöne eröffnen „Runaway“ und untermalen die Spoken Words von Tandrin. Diese Stimme: Abgrundtief und kehlig wirkt bedrohlich, wie nicht von dieser Welt. Im Refrain entfaltet sie ungeahnte Power. „Gefallene Engel Singen Nicht“ ist im EBM-Stil geschrieben und ist in guter Tanzgeschwindigkeit gehalten. Die geschmeidige, eingängige Melodie lässt Futurepop erahnen. Gewicht hat hier der Text, der über der zurückgenommenen Melodie Wirkung erzielen darf. „Dein Spiel“ kommt musikalisch wie ein Titel der Neuen Deutschen Welle rüber, doch der Text ist überhaupt nicht lustig. Es geht um psychische Manipulation in Liebesbeziehungen. Ernster Text mit einer luftig-leichten, eingängigen Melodie. Ein Spiel der Gegensätze. Bei „Flug Unter Den Sternen“ folgt wieder ein wunderschönes Klavierintro, jedoch bleibt es diesmal so ruhig. Das ist die Ballade, ja schon fast der Chanson auf dieser CD und fällt deshalb etwas aus dem Rahmen. Es zeichnet Bilder vor dem inneren Auge. Der Text ist sehr melancholisch und tieftraurig und der Hauptwirkungsträger dieses Titels. Zum Schluss kommen in „Suicide Note“ noch einmal harte Gitarren zum Einsatz. Es trägt im Refrain durch die Gitarren einen Hauch von Dark Metal in sich, aber bevor es zu dolle wird, bremsen die Motten ab und lassen nur ansatzweise den Druck frei. So steigert sich die bedrohliche Stimmung in Kombination mit einem ähnlich gruseligen Synthiesound wie aus dem Opener des Silberlings und den Female Voices ganz unerträglich. Und tatsächlich kommt in diesem Titel noch eine Trompete im Elektrostil zum Einsatz. Immer wieder überraschend, die Motten!

Fazit: Die Motten verbinden Gegensätze wie die tief, knarzig klingende Stimme von Tandrin mit der hohen, klaren Frauenstimme mit tiefem Timbre, ruhige Passagen gehen ruckzuck in schnelle über, akustische, weiche Parts führen in kalte, harte Elektronika, laut und leise wechseln sich ab wie Tag und Nacht. Dazu liefern sie düstere Texte in deutscher und englischer Sprache, die in psychogene Abgründe führen, Angst machen, von beklemmenden Ereignissen berichten oder einfach nur zu Herzen gehen. Die Inhalte der Texte sind dicht gekoppelt an die musikalische Umsetzung. So weben die Motten ein feines kompositorisches Netz aus Harmonie und Schroffheit, Hoffnung und Melancholie. Ihre musikalische Band- breite zwischen gitarrenbretthartem Dark Wave, ätherischen Futurepopanklängen und glasklarem Electronic ist beeindruckend und wirkt keinesfalls beliebig, sondern bildet ihr charismatisches musikalisches Konzept, das Gegensätzliche zu verbinden und hör- und fühlbar zu machen. Das muss man gehört bzw. erlebt haben!

Tracklist:

01. Arise
02. Schwarzes Pack
03. Tumbling Leaves
04. Abendrot
05. Nothing Prevails
06. Herzbeben
07. House Of Glass
08. Tanz Der 1000 Schnüre
09. Runaway
10. Gefallene Engel Singen Nicht
11. Dein Spiel
12. Flug Unter Den Sternen
13. Suicide Note

Bestellen: Amazon

VÖ: 26.05.2017
Genre: Elektro, Industrial, Darkwave
Label: Scanner (Broken Silence)

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