Im Interview mit [:SITD:]

[:SITD:]Kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Trauma: Ritual“, das als Doppel-CD am 24. März 2017 via Scanner / Dark Dimensions in den Handel kommt, gaben [:SITD:] eine exklusive Vintage Show im Rahmen der Schwarzen Nacht im Kultube Mönchengladbach. Vor dem Gig haben sich die Herren Zeit genommen, um für Dark Music World ein Interview zu geben.

Julia: Im Kultube dürfen wir einer Vintage Show von euch lauschen. Was ist das besondere für euch eine Vintage Show zu machen?

Tom: Für das neue Album ist es noch zu früh. Eine Vintage Show ist in dem Sinne sehr interessant, weil wir schon unser 7. Studioalbum veröffentlichen und da ist es immer schwer eine musikalische Auswahl zu treffen. Immer wenn man mit einem neuen Album unterwegs ist, möchte man es natürlich promoten. Also muss eine gewisse Anzahl an Tracks von dem neuen Album kommen. In Oberhausen haben wir das vor zwei Jahren schon einmal gemacht und das kam bei den Leuten super an. Es bietet die Möglichkeit noch einmal alte Lieder zu spielen, die in einem normalen Set gar nicht auftauchen würden, wegen dem Platz. Festivalshows gehen meist 45- 65 Minuten, Einzelshows ca. 75 Minuten. Man kann nicht alles spielen und nicht alle Hörer zufrieden stellen. Bei einer Vintage Show kann man die alten Lieder spielen, welche die Fans in normalen Sets vermissen.

Julia: Gibt es solche Vintage Shows in regelmäßigen Abständen oder ist das eher eine spontane Sache?

Tom: Das ist eine spontane Sache. Wir hatten die Anfrage vom Kultube, vor unserer regu- lären Tour noch einmal im Rahmen der Schwarzen Nacht einen Gig zu spielen und da machte es einfach Sinn noch einmal eine Vintage Show zu spielen. Kann in Zukunft mit Sicherheit nochmal passieren. Nicht häufig, aber ist geplant. Wir freuen uns auch alte Stücke zu spielen, die wir wollen und in normalen Sets nicht können. Wenn wir eine Vintage Show ankündigen, dann nach einem Prinzip wie beispielsweise heute nur Stücke aus den ersten beiden Alben.

Julia: Wie schwer ist es eigentlich ein Festivalset zu erstellen unter solchen Voraussetzungen?

Tom: Sehr sehr schwer. Letztendlich haben wir unsere Gassenhauer, wo wir wissen das wollen die Fans hören. In den Jahren spürt man das einfach, was ein Muss in der Playlist ist. Bei uns ist es Snuff Machinery. Das ist genau das gleiche als würden The Rolling Stones Sadisfaction nicht spielen. Da würden die Fans der Band auf das Dach steigen und so ist es eben bei uns mit Snuff Machinery. Auch wenn wir es nicht mehr hören können, aber dennoch ist es großartig zu sehen wie die Fans bei diesen Liedern abgehen und ihre Freude haben. Mittlerweile ist der Song schon 17 Jahre alt. Ein Festivalset zu erstellen ist schwer, denn man versucht eine Abwechslung in die Gigs zu bekommen durch verschiedene Lieder, aber man muss auch die favorisierten Songs einbauen. Man darf auch nicht in den Ruf kommen, dass wir einfach immer nur dasselbe spielen.

Carsten: Wir sind jetzt beim siebten Album und wenn wir mal rechnen, dass jedes Album 70 Minuten Spiellaufzeit hat, dann sind wir alleine bei sieben Stunden Musik und darin sind noch nicht einmal Singles oder Eps mit eingerechnet. Dann versuch mit diesem Material eine 50 minütige Festival Show oder eine 70 minütige Einzelshow zu basteln. Das ist schon eine ganze Menge an Musik. Das macht es schwer und wenn du einmal „Snuff Machinery“ nicht spielst sagen die Leute zwar: „War geil, aber warum habt ihr das denn nicht gespielt?“. Dafür haben wir in den Jahren ein gewisses Gefühl bekommen was die Leute unbedingt hören möchten, damit sie auch mit einem glücklichen Gesichtsausdruck nach Hause gehen und ihnen nicht was fehlt. Dann ist es begrenzt und hat nur 2-3 Slots die man auswechseln kann. Wenn dann auch noch ein neues Album raus kommt, dann ist der Spielraum noch enger. Man will ja auch nach einem Jahr Produktion und Studio seine neuen Lieder live auf der Bühne präsentieren. Da hat man richtig Bock drauf. Zeitlich wird es dann eng.

Julia: Ihr habt gerade oft Snuff Machinery erwähnt und da sind auch die Worte „auch wenn wir sie selber nicht mehr hören können“…

Carsten: Ne so ist das jetzt nicht. Wenn man die Reaktion von den Leuten sieht, dann ist das schon Wahnsinn. Du kannst am entferntesten Ort der Welt spielen, wo die Menschen wegen anderen Bands kommen und nicht wegen dir, dann ist Snuff Machinery der Song auf denen alle abgehen, weil ihn einfach jeder in der Szene kennt. Das ist ein Türöffner und ich glaube viele Bands innerhalb der Szene wären froh, wenn sie im Laufe der Zeit solch einen Hit gehabt hätten und darüber sind wir uns auch bewusst und es ist immer wieder toll zu sehen wie die Leute Spaß daran haben.

Julia: Snuff Machinery ist euer bekanntester Hit. Selbst ich habe ihn als ersten Song von euch wahrgenommen. Glaubt ihr, dass die Parodie „Lord Of The Weeds“ geholfen hat, dass dieses Lied so bekannt geworden ist?

Tom: Es hat sicherlich Leute erreicht, die gar nicht aus der Szene stammen. Dass er uns aber geholfen hat in der Szene Fuß zu fassen, glaube ich nicht. Wenn man bedenkt wie der Track in den Clubs gespielt wurde und in den DAC direkt auf Platz 1 schoss, glaube ich nicht dass in dieser Weise die Parodie geholfen hätte. Denn das Lied ist ja schon lange vor der Parodie veröffentlicht worden.

Frank: Es war definitiv zusätzliche Promo.

Carsten: Der Song hatte allgemein eine lustige Entwicklungsgeschichte. Damals waren wir noch in unserer Demophase und haben den Song einem DJ in der Bochumer Matrix gegeben. Dieser hat ihn gespielt und die Tanzfläche war voll und dann haben die DJs uns gefragt, ob sie den Song haben könnten. Die haben dann Demos von uns bekommen. Damals haben wir wirklich Klinken geputzt und Labels angerufen und waren wirklich bemüht und nun wird einer deiner Songs in den Clubs gespielt und du bekommst die Anfragen. Wir hatten damals noch nicht einmal einen Plattenvertrag und die Labels wollten uns dann unter Vertrag nehmen und das war eine wahrscheinlich sehr ungewohnte Erfahrung für eine New Comer Band und dann kam noch das mit „Lord Of The Weeds“ und das hat der ganzen Sache noch geholfen außerhalb der Szene an Popularität zu gewinnen. Das ist natürlich ein Traumstart für jede Band.

Julia: Hättet ihr geglaubt mit nur einem einzigen Lied einen solchen Kickstart hinzulegen?

Tom: Wir waren uns mit diesem Track selbst voraus. Einige Labels haben das erkannt. Offiziell kam es erst 2002 heraus. Stronghold kam erst 2003 also 2 ganze Jahre nach dem Produkt Snuff Machinery. Am Anfang haben wir auch oft zu hören bekommen, dass es sich um ein „One Hit Wonder“ handeln könnte und wir waren noch nicht so weit. Erst im nach hinein kamen Tracks wie Laughingstock, Rose Colored Skies etc. heraus, die genauso reinhauten. Wir brauchten einfach die Zeit.

Carsten: Es ist zwar ein genialer Start, aber damit ist gleichzeitig auch viel Druck verbunden. Wenn du mit so einem Track wie Snuff Machinery beginnst ist es wahnsinnig schwer ein Album darauf aufzubauen und es nicht bei einem One Hit Wonder bleibt. Dann kam die erste Tour, das erste Album, welches genauso gut ankam. Das ist auch unser meist verkauftes Album heute noch. Von daher war es toll dem Druck stand gehalten zu haben und ein geniales Album produziert zu haben.

Julia: Euer nächstes Album „Trauma: Ritual“ steht schon in den Startlöchern und erst 2016 kam „Brother Death“ raus. Hat euch da die Muse geküsst oder wie kam es zu den kurzen Abständen?

Carsten: „Brother Death“ ist zunächst eine EP zu unserem Album und 2016 hatten wir Jubiläumsjahr und haben auch eine Tour gemacht. Dann wollten wir unseren Fans ein Danke- schön geben und fühlten uns auch verpflichtet was im Jubiläumsjahr zu veröffentlichen. Deshalb die EP „Brother Death“. Die dort enthaltenen Tracks „Brother Death“ und „Mundlos“ waren für das kommende Album vorgesehen. Haben eine kleine Auflage gemacht und sie den Fans online zum Kauf zur Verfügung gestellt. Es sind drei neue Songs ein Intro und Outro. Aber es ist nur eine EP und kein volles Album.

Julia: Im Fanbereich gibt es manche Stimmen die sich nicht sicher sind, ob die Qualität nach so kurzen Veröffentlichungen dieselbe ist. Ich sage dann meistens „hört es euch doch einfach an“.

Tom: Also ohne das Album gehört zu haben und so etwas zu sagen finde ich daneben. Du hast aber schon die Antwort gegeben: „Hört es euch einfach an.“

Frank: Eine Prognose für die Zukunft zu geben ist immer schlecht. „Brother Death“ ist schließlich kein Fulltime Album und das sieht man auch an dem Preis. Es sind vollwertige Songs und sind direkt mit dem Album gekoppelt. Wie Casi bereits sagte, wir konnten im Jubiläumsjahr nicht mit leeren Händen da stehen und deshalb haben wir „Brother Death“ raus gebracht. Du hast dann drei Möglichkeiten für live Konzerte: Präsentieren eines neuen Albums, eine Vintage Show oder ein Best Of mit ein zwei neun Liedern.

Julia: Können wir heute exklusiv einen Vorgeschmack auf das neue Album bekommen und erfahren was uns bei „Traumaritual“ für Überraschungen warten?

Frank: Über das neue Album wollen wir an dieser Stelle noch nicht viel verraten. Die EP ist draußen und aktuell auch Gesprächsthema und so soll es auch erst einmal bleiben. Das neue Album kommt erst am 24.3.2017 raus. Das haben wir publik gemacht und weitere Infos kommen im Verlauf der Zeit. Wenn die Tour dann beginnt, dann gibt es auch mehr Infos. Wir wollen die Spannung hoch halten und es gibt immer mal wieder News.

Carsten: Wir sind in einem laufenden Prozess.

Tom: Man kann schon so viel vor Weg nehmen, dass es eine Überraschung geben wird, die es vorher auf einer [:SITD:] Platte noch nicht gegeben hat.

Julia: Ihr habt die Anfrage für das Kultube bekommen. Hier handelt es sich um einen kleinen gemütlichen Club, aber ihr könnt auch große Hallen voll machen. Was bewegt euch dazu in einem kleinen Club aufzutreten?

Carsten: Das hört sich an sich an wie eine Ausnahme, aber in kleineren Clubs zu spielen gehört zum Alltag. Festivalgigs sind da die großen Ausnahmen. Du hast ein bis zwei Festival- gigs im Sommer und dann war es das auch schon. Es ist natürlich faszinierend vor tausenden von Leuten zu spielen. Eine genauso geile Stimmung kann auch im Club aufkommen. Wenn da eine handvoll Menschen enthusiastisch sind und Party machen ist das großartig. Es geht um die Interaktion mit den Leuten, eine Verbindung herzustellen. Das kann auf der großen Bühne funktionieren, aber in einem Club ist es noch einfacher, denn da kommen die Leute um dich zu sehen. Du bist dann nicht eine von vielen Bands.

Frank: Hier kommen die Leute wegen uns und das ist ein schönes Gefühl. Natürlich 10 Zentimeter weniger von der Bühne und wir hätten ein Problem, aber so ist es optimal.

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