Haudegen – Tränen (CD-Review)

HAUDEGEN: Auf ihre bereits eingeheimsten Lorbeeren ruhen sich die beiden sympathischen Berliner Hagen Stoll und Sven Gillert nicht aus, vielmehr warten die Musiker nur knapp zwei Jahre nach ihrem Erfolgsalbum „Lichtblick“ (Platz 2 der deutschen Charts) mit einer Album-Trilogie auf, die wohl jeden eingefleischten Haudegen-Fan hochgradig begeistern wird. „Blut, Schweiß und Tränen“ erscheint am 21. Juli als Box-Set, wahlweise können die Alben aber auch separat erstanden werden. Vollgepackt mit neuem Songmaterial liefern Haudegen eine emotionale Berg und Talfahrt: Während die Platte Blut angestaute Wut zum Ausdruck bringt und sich laut und stör­ risch präsentiert, besinnt sich das Album Schweiß auf die traditionellen Werte des Duos. Hier werden Hymnen über die Freundschaft und das Leben in Reinkultur zelebriert, nicht umsonst wird das Werk als legitimer Nachfolger von „Lichtblick“ gehandelt. „Tränen“ kehrt als dritte Platte im Bunde die ruhige, melancholische Seite von Haudegen hervor, mit einfachen Worten werden hier berührende Balladen geschmiedet, die selbst gestandene Kerle berühren dürften.

Dann wollen wir mal in das Album „Tränen“, welches ingesamt mit 10 Tracks aufwartet, reinhören. Der Silberling wird durch „Auch wenn alle so tun“ eröffnet. Akustische, gezupfte Gitarre, sparsame Instrumentierung und die beiden warm, weich und dennoch kraftvoll klingenden Stimmen erzeugen eine intime Stimmung. Bei dem Lied bekommt man gleich das Gefühl mit Haudegen im Kreis an einem Lagerfeuer zu sitzen und am Ende singen alle bei dieser Hymne mit. Klasse! „Lass mich traurig sein“, beginnt mit Klavier. Dieses Stück hat schon was Sozialkritisches, denn wer wagt es noch in dieser hoch optimierten Welt sich seiner Trauer hinzugeben und einfach mal allein mit seiner Trauer zu sein, zu fühlen. Nach kurzer Zeit gesellen sich Streicher dazu und zaubern einen melancholisch-versöhnlichen Klang- teppich für diesen starken Text. Es folgt mit „Nach mir deine Träume“ ein Song, der einem das Herz zerreißt. Falls jemand akuten Liebeskummer hat, sollte dieses Lied lieber nicht hören. Oder gerade doch, denn dann passiert genau das wovon der Albumtitel spricht: Tränen! Und dazu die passende Melodie mit Klavier und Gitarre mit großem hymnischen Bogen im Mittelteil. „Ohne Worte“ handelt davon, dass ab einem gewissen Punkt im Leben es keine Worte mehr gibt. Da ist nur Schweigen, entschlossenes Schweigen. Dann folgen nur Taten — mit Klavier und großem Streichereinsatz. Der nächste Titel handelt von „Mein Vater und ich“ und ist eine klassische Akustiknummer. Passt auch super für den Einsatz am Lagerfeuer. Eine Ode an einen Vater, an einen Freund. Nach einer langen Zeit der Trauer oder Resignation merkt man, man hat das „Lachen verlernt“. Eine schöne, klare Westerngitarre begleitet diese starke Ballade. Das kleine, stille „Goldene Tränen“ ist ein Abschiedslied an eine verflossene Liebe, kommt aber an Intensität nicht ganz an „Nach mir deine Träume“ ran. „Ein Geschenk“, beginnt mit einer sehr zarten Klaviermelodie, die sehr schön das Thema Dank- barkeit aufgreift. Es folgt nach einer inneren Logik folgend darauf mit „Einmal für mich“ ein Liebeslied. Gegenüber den vorherigen Titeln kommt dieser eher schlicht rüber. Nur durch die Klavierbegleitung wirkt es dennoch ganz sanft und ehrlich. Abgerundet wird das Ganze durch „Zerbrochene Rosen“. Ein Abschiedslied, ein Rückblick mit viel Reue auf Versäumtes. Ein wunderschönes Stück bei dem sich Sven und Hagen einen tollen Wechselgesang liefern. Was für ein grandioses Finale!

Fazit: Drei auf einen Streich! Solche Schaffenskraft soll man nicht bremsen und so bringen Haudegen gleich drei Alben heraus. Das letzte Album in dieser Reihe „Tränen“ hat wie bei diesem Titel zu erwarten den ruhigen, melancholischen Part abbekommen, die sentimentale Seite von Haudegen mit 10 Titeln auf 35 Minuten verteilt. Raue Kerle und zarte Männerseele passen gut mit Klavier und Gitarre zusammen. Ein Album vollgepackt mit Balladen mit teilweise ruhig-akustischen, als auch hymnischen Charakter ist durchaus gewagt. So steht der Text überwiegend im Vordergrund und nicht die Musik. Hier muss man zuhören, ruhig werden und fühlen. Musikalisch wird hier nicht getrickst, denn alle Titel sind sehr gradlinig, ohne Schnörkel, aber mit viel Einsatz von Streichern. Die erste Bezeichnung, die mir für Haudegens „Tränen“ einfällt, ist, dass ihre Tränen ehrlich sind. Einfach ehrlich!

Tracklist:

01 Auch wenn alle so tun
02 Lass mich traurig sein
03 Nach mir deine Träume
04 Ohne Worte
05 Mein Vater und ich
06 Lachen verlernt
07 Goldene Tränen
08 Ein Geschenk
09 Einmal für mich
10 Zerbrochene Rosen

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VÖ: 21. Juli 2017
Genre: Deutschrock
Label: Blut Schweiß & Tränen (Tonpool)

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