Hämatom – Bestie der Freiheit (CD-Kritik)

Hämatom entfesseln die Bestie der Freiheit. Nach dem Erfolgsalbum Wir sind Gott lassen es die vier Himmelsrichtungen wieder ordentlich krachen. Nach einem sehr erfolgreichen Jahr 2017 soll das neue Album nun ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter nach oben sein. In den letzten Jahren hat die Band aus Metal und Neuer Deutschen Härte ihren ganz eigenen Stil entwickelt und Kritiker immer wieder begeistert. Vor allem mit „Wir sind Gott“ gelang ein ganz großer Coup, den der Vierer um Sänger NORD mit „Bestie der Freiheit“ erreichen oder sogar noch toppen wollen. „Bestie der Freiheit“ ist das mittlerweile sechste Studioalbum, umfasst 13 brandneue Songs, die mit unnachsichtiger Deutlichkeit und Härte sowie mit einer großen Portion Irrsinn unserer Zeit abrechnen werden, und erscheint am 26. Januar 2018 über Columbia d (Sony Music). Produziert wurde das Ganze gemeinsam mit niemand Geringeres als den deutschen Musikprodu- zenten und Echo-Gewinner Vincent Sorg (Die Toten Hosen, Broilers, In Extremo, etc.).

Der Silberling startet direkt mit Titeltrack „Bestie der Freiheit“. Holla, die Waldfee, da wird mal von Anfang an richtig Druck und Stimmung gemacht. Mit schnellem Schlagzeug und packenden Riffs zieht der Song einen von Beginn an mit und Adrenalin strömt durch den ganzen Körper. Mit einsetzten des Gesangs von „NORD“ ändert sich das Tempo schlagartig, was einen kurz aus dem Rhythmus holt, aber sofort wieder mitreist. Absolut politisch, kritisch und direkt wird mit dem Finger auf Missstände gezeigt und diese derart deutlich angeprangert, dass es kein Wunder wäre, wenn die Verantwortlichen dafür nicht zittrige Knie bekommen würden. Der gewünschte Neuanfang kann kommen. Hämatom leiten ihn derart stimmungsvoll ein, dass man Lust auf Revolution bekommt. „Mein Leben – Meine Regeln“ ist ähnlich druckvoll. Wieder wird die Freiheit thematisiert und viel kritisiert. Deutlich metallischer als der Vorgänger schwenkt der Song perfekt abgemischt zwischen harten Passagen und ruhigen Momenten. Merklich ruhiger und stimmungsvoller wird es mit „Warum kann ich nicht glücklich sein?“. Ein melodischer, fast schon melancholischer Einstieg in den Song wird nach kurzer Zeit von einem drückenden Schlagzeug abgeholt und das Tempo zieht etwas an. Die Stimmung der Anfangspassage wird aber immer wieder aufgefangen und so wird ein schöner Rahmen gebildet. „Mörder“ wird im vierten Song skandiert und geht raus an alle die im Leben zu wenig an andere denken und ihren eigenen Wohlstand auf Kosten anderer genießen. Ein Thema, das zu selten angeschnitten wird, aber hier auf brachial-musikalische Art angerissen wird. Grandios sowohl textlich als auch musikalisch. Hymnenhaft startet man nun in „Lichterloh“. Die ersten Takte lassen auf eine Ballade schließen. Gefühlvoll, aber nicht ohne Druck, wird zurückgeblickt. „Wir waren Helden unserer Zeit“ – einer Zeit, die leider schon vorbei ist, in die man gerne zurück möchte. Zumindest für einen kurzen Moment. Auch wenn NORDs Stimme nicht prädestiniert für Balladen ist und teilweise etwas zu kratzig klingt, ist der Song ein einziger Gänsehautgarant, wo jeder seinen ganz eigenen Moment der Vergangenheit im Kopf hat. Sofort wieder in den metallischen Sog wird man mit „Ich hasse Dich zu lieben“ gezogen. Ein Refrain, der sowas von zum Mitgrölen einlädt und ein hervorragendes, leider etwas kurzes Gitarrensolo runden den Song perfekt ab. „Lange nicht perfekt“ heißt zwar der nächste Song, auch wenn er nah an der Perfektion scheint. Ein schneller Rhythmus, eine markante Gitarre und ein ausdrucksstarker Text, der an mancher Stelle auch zum Schmunzeln einlädt. Kritik und politische Meinung wieder mal stark ausgedrückt. Melodisch startet „Zur Hölle mit eurem Himmel“. Allein der Titel ist so stark, dass der Song es verdient hat, gehört zu werden. Wieder etwas ruhiger, aber sehr ausdrucksvoll wird dem Himmel und der Religion abgeschworen. Eingefahrenes Denken wird abgelehnt, und zwar mit gefühlvollem Gesang und einem wunderschönen Gitarrensolo. Ein dramati- sches Intro, das schnell ins elektronische wechselt und nach ordentlich Party klingt, läutet den folgenden Track „Lauter“ ein. Die Elektronik zieht sich durch den ganzen Song. Im Allgemeinen ein Partysong, der zum Mitfeiern einlädt. Ein bisschen, was anderes, Elek- tronik gemischt mit harten Riffs und einem dominanten Schlagzeug, passt, überraschend gut zu Hämatom. „Unter Strom“ heißt der zehnte Song und führt zurück zu Altbekannten. Kratziger Gesang, harte Gitarren, hymnenhafte Einschübe und ein schneller Beat. So einfach – aber so gut! „Bis zum letztem Atemzug“ ist textlich sehr gefühlvoll, die Musik schafft es kaum die Stimmung aufzufangen, aber der treibende Grundrhythmus schafft es doch ziemlich gut, beide Komponenten zu vereinbaren. Von gefühlvoll geht es gnadenlos direkt über zu hartem Metal. Ein dominantes, schnelles Schlagzeug, schrammigen Gitarren und ein drückender Bass tragen den Gesang. Schnelle Rhythmuswechsel und schreiende Einschübe. Textlich wieder Gesellschaftskritik auf oberstem Level. Perfekt abgestimmt. Der letzte Track „Todesmarsch“ startet mit einem überraschenden Intro, den man fast als Engelsgesang bezeichnen könnte. Dieser wird auch im ganzen Song immer wieder hinter- gründlich aufgenommen. Ein Anti-Kriegs-Song, der zu Tränen rühren kann. Musikalisch sehr ruhig gehalten, nur im Refrain wird Druck mit wummerndem Schlagzeug erzeugt. Ein Aufschrei nach Gerechtigkeit und gegen die Sinnlosigkeit des Krieges. Die zwei Bonustracks „Schrei nach Verschwörung“ und „Bon Voyage“ sind klassischer Hämatom Output. Rockig, kräftig, kratzig und absolut stimmungsvoll. Textlich wieder kritisch, mit dem Finger ganz tief in der Wunde, musikalisch wieder heftig und ordentlich auf die Ohren. Schnell, kaum einzufangen geht es schnell nach vorne. Der Gesang liefert sich mit den Instru- menten einen Wettlauf. Klingt zwar hektisch, ist aber grandios. Ein genialer Abschluss für ein vollkommen gelungenes Album.

Fazit: Das Album ist von vorne bis hinten absolut stimmungsvoll, ziemlich grandios und ein Aufschrei gegen Ungerechtigkeit und gegen die Missstände, die in dieser Welt herrschen. Meiner Meinung nach noch einen Tick besser als der Vorgänger „Wir sind Gott“. Ein abso- lutes Meisterwerk der Bandgeschichte. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

Tracklist:

01 Zeit für neue Hymnen
02 Mein Leben – Meine Regeln
03 Warum kann ich nicht glücklich sein?
04 Mörder
05 Lichterloh
06 Ich hasse dich zu lieben
07 Lange nicht perfekt
08 Zur Hölle mit eurem Himmel
09 Lauter
10 Unter Strom
11 Bis zum letzten Atemzug
12 Wehleidige Monster
13 Todesmarsch
14 Schrei nach Verschwörung
15 Bon Voyage

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VÖ: 26.01.2018
Genre: NDH, Metal
Label: Columbia d (Sony Music)

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