Foiernacht – Stromlos (CD-Kritik)

Foiernacht sind ein Quartett aus dem schönen Südtirol und haben sich voll und ganz dem Southcore verschrieben. Eine Mischung aus Punk, Rock, Pop und ein bisschen Country. Eine Mischung perfekt zur Aufbesserung der Laune, Musik, die ein Grinsen ins Gesicht zaubert und Füße wippen lässt. Seit der Gründung 2006 lassen die Jungs beständig in regelmäßigen Abständen von sich hören. Das aktuelle Album „Kuss der Straße“ (2016) schlug ein wie eine Granate und die Band gewann viele neue Fans. Zwei Jahre später erscheint nun das neue Album namens „Stromlos“. Die Platte umfasst 12 Songs aus 12 Jahren Bandgeschichte, die in einem akustischen Gewand, komplett neu ausge- arbeitet und arrangiert wurden, und erscheint am 13.04.2018 via Metal Spiesser.

Der erste Song „Abgestempelt“ beginnt sehr ruhig. Leises Gitarrengezupfe und ruhiger Gesang leiten den Song ein. Sehr ungewöhnlich, meist wird ja versucht mit dem ersten Song sofort Vollgas zu geben und das Tempo schön hoch zu halten. Aber genau dieses Kontrastprogramm passt perfekt zu Foiernacht. Der Song steigert sich in seinem Verlauf und endet an seinem Höhepunkt. Der Übergang zu „Spür das Feuer“ könnte so also nicht besser gemacht sein. Ein bisschen Country, schnelle Gitarren und ganz viel gute Laune bezeichnen den Song. Ein mitreisender Song, ohne großen Firlefanz, aber grundsolide. Eine Spur ruhiger wird es in „Der Moment zählt“. Nachdenklich und gefühlvoll von kurzen Pausen unterbrochen mit einem flotten Refrain ist dieser Song ein Mutmacher und ein Arschtritt zugleich. „Reggea hit the Town“ ist genau das, was der Titel verspricht. Leichte Reggea Einflüsse, treffen auf Gitarren, ruppigen Gesang, der zwischen Deutsch und Englisch switcht und einen spüren lässt, wie viel das Leben zu bieten hat. Weiblicher Gastgesang rundet das Ganze ab und so vollführter der Song fast unbemerkt eine Wende zum Country. Ein gelungenes Kunststück muss man einfach mal so sagen. „Komm mit uns“ beginnt mit einem wunderschönen Gitarrenintro, dass zum Träumen einlädt. Zweifelnde Lyrics, die im Rhythmus wild, oft im Gegensatz zu den Instrumenten springen. So hat der doch ruhige Song viele kleine Besonderheiten, die beim Hörer die Aufmerksam- keit hochhält. Schnell, fast schon hektisch geht es los in „Jedes Jahr“. Hier ist das zuhören fast schon anstrengend. Die Gitarre ist so flott, dass es beim Spielen sicher wehtun muss. Der Gesang irgendwie schief und kratzig klingt tatsächlich dazu sogar irgendwie gut. Klingt wie gewollt und gekonnt, auch wenn alles irgendwie komisch klingt. Es folgt nun mit „Kuss der Straße“ ein Song, der vom Gesang deutlich rauer klingt als alle Vorgänger. Im Kontrast dazu versprüht die Musik so viel gute Laune, dass man zwischen Tanzen und bedächtig lauschen schwanken muss. Trotz viel Witz haben die Lyrics auch viel Tiefgang und ich bin mir sicher, viele können sich mit diesem Text identifizieren. Experimentell und einzigartig wird „Gewinnen und Verlieren“ eingeleitet. Ein langes, sich steigerndes Intro, dass deutlich drückender als die Vorgänger daherkommen. Erst ab dem ersten Refrain ändert sich die Stimmung ein bisschen. Der „Bomberjackenblues“ verdient erst einmal einen Preis für den wundervollen Titel. Der Text und der Rhythmus sind gewöhnungsbedürftig und widersprechen jeglichem Rhythmusgefühl. Auch wenn schwer zu verstehen, ist der Text definitiv hörenswert. Mehr gibt es zu diesem Song nicht zu sagen, entweder man liebt ihn, oder man hasst ihn. Das muss jeder für sich entscheiden. „Gone but not forgotten“ ist eine Hommage an The Clash und ihren Megahit „Should I stay, or should I go“. Interpretiert auf eine ganz eigene Art und Weise mit einer großen Prise Southcore haben sie den Song wunderbar geehrt. Nach knapp der Hälfte entpuppt sich der Song als wunderbares Medley, da man auf einmal Johnyy Cashs „Folsom Prison Blues“ erkennen kann. Auch Motörhead kommen mit „Ace of Spades“ nicht zu kurz und werden auf Southcore Art in den Himmel gelobt. Ganz klar wird hier an die verstorbenen Joe Strummer (The Clash), Johnny Cash und Lemmy Kilmister gedacht. Ein klasse Song und drei doch ganz verschiedenen Typen und Stilrichtungen auf eine hervorragende Weise kombiniert. Ganz großen Respekt hierfür. „Zeit bliebt stehen“ ist dann wieder unverkennbarer Foirnacht- klang. Ruhig, aber treibend, gefühlvoll, aber mit guter Laune, wechselhaft aber dennoch stimmig. Fast schade, dass es schon vorbei ist, aber mit „Wann kommt die Zeit“ wird der letzte Song ruhig angestimmt. Eine leise Gitarre, gefühlvoller Gesang und ein wunder- schöner Text. Wir haben alle nichts zu verlieren, warum tun wir dann nicht das, wonach unser Herz schreit? Eine Frage, die wir uns ruhig mal stellen können.

Fazit: „Stromlos“ ist zwar ruhiger und mehr gefühlvoller als die letzten Alben, aber nicht langweilig. Die 4 Südtiroler haben sich mit diesem Album nochmal ein ganzes Stück weiter entwickelt. Ein Album zu dem man sowohl lachen, weinen, feiern, tanzen und auch weinen kann. Ein wunderbares Potpourri an tollen Songs, die gut zusammenpassen und für viele kleine Highlights sorgen. Überaus gelungen und für den Sommer definitiv Pflicht.

Tracklist:

01. Abgestempelt
02. Spür das Feuer
03. Der Moment zählt
04. Reggea hit the town
05. Komm mit uns
06. Jedes Jahr
07. Kuss der Strasse
08. Gewinnen und verlieren
09. Bomberjackenblues
10. Gone but not forgotten
11. Zeit bliebt stehen
12. Wann kommt die Zeit

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VÖ: 13.04.2018
Genre: Southcore
Label: Metal Spiesser

Foiernacht im Web:

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