3E – Leuchtturmfeuerland (CD-Review)

Error Enter Exit ist eine deutsche Darkwave Band, die sich im Jahre 2007 um Sänger und Kompositionist Andreas Schwandtke, Marko Hellmann (Synth) und Jörg Hellmann (Synth) gründete und seit Ende 2011 durch Drummer Christoph Wirries als festes Bandmitglied verstärkt wird. Der Enschluss eine Band zu gründen kam aber Andreas Schwandtke bereits schon 2005 auf dem M’era Luna Festival, nachdem er in der Welt der Software-Sequenzer, das übrigens das zentrale Element bei Musikproduktion und Songwri- ting ist, eine neue Heimat gefunden hatte. Musika- lisch haben 3E ein wirklich breites Spektrum zu bieten. Es reicht von Electro über Darkwave und Industrial bis hin zum Gothic Rock. Zuletzt erschien April 2015 das 12 Track starke Album „Disziplin“.

Am 11. August 2017 brachten 3E nun ihr brandneues Studioalbum mit dem Titel „Leucht- turmfeuerland“ auf den Markt. Den Anfang macht „Gefallene Engel“. Hier geht´s von lieblich über weichem Synthie-Pop-Geplänkel rüber in ein sehr dynamisches Stück mit ausdrucksstarker Dramatik in der Stimme des Sängers Andreas Schwandtke. Dieser Titel wäre eine geeignete Nummer für die dunklen Tanzpaläste. Brachial ist „Das Wanderleben“ mit Anleihen aus EBM- und Aggrotech-Mustern, das druckvoll bei eingängiger Gesangsmelodie … „Nein, ich will kein Mensch mehr sein!“ geradeaus geht. Musikalisch einfach großartig in Szene gesetzt und absolut was für Tanzwütige. „Avalon“ startet positiv gestimmt mit einem schönen, retromäßigen Synth-Arpeggio. Textlich sehr mystisch, musikalisch Futurepop ange- haucht unterlegt mit tiefen, wuchtigen Bässen, entfaltet der Track seinen ganz eigenen 3E mystischen Electro Stil. „Mutationsprodukt“ bringt einen aus den Sphären Avalons mit diesem brachialen Anfang vom Aggrotech adoptiert wieder auf den Boden der Tanzflächen. Auch hier merkt man wieder deutlich die Spiegelung zwischen Text und Musik, die Hand in Hand gehen. Der Refrain ist trotz aller Schroffheit sehr eingängig. Auch sphärische Synthie-Teppiche harmonisieren die kalte Härte des Beats. Einfach toll zu hören! Der „Eisengel“ steigt als dunkle Electro-Ballade aus der Kälte. Dies ist ein sehr schöner Titel, melancholisch durch und durch, der im Verlauf als Ballade doch recht druckvoll wird. Mit „Flug der Eisengel“ geht es direkt weiter im schön düsteren Dark Electro Stil. Hier hören wir am Anfang Voice Samples, über die sich dann der Gesang erhebt. Das fällt mehr in die Kategorie Spoken Words mit musikalischer Untermalung, aber sehr schön sphärisch gelungen, als Fortführung des vorangegangenen Titels „Eisengel“. Der „Grabsteinverweigerer“ ist eine für 3E so typische Wortkreationen, die man schon von deren Alben kennt. Eine wunderhübsche Electro- nummer, die druckvoll abgeht, im Bassbereich wieder schön wuchtig, aber in der Melodie filigran in den Höhen und eingängig melancholisch. Die tiefe und leicht schroffe Stimme von Andi passt genau in die Mitte rein. Etwas ruhiger und verhaltener kitzelt nun „Keine Zeit“ die Gehörgänge. Breite Synth-Teppiche bereiten die Grundlage für den gehaltvollen Text. Langweilig wird es auf diesem Album wirklich nicht, denn „Mutwerkzeug“ macht Druck von Anfang an. Dieser Titel hat durchaus hymnischen Charakter, nur bei diesem Tempo ist Ausruhen verboten. Musikalischen Seelenbalsam gönnen uns 3E mit „Leuchtturmfeuer- land“. Treibender Rhythmus kombiniert mit sphärischen Synthieflauschteppich und einen romantischen, berührenden Text, das möchte ich unbedingt auf der Tanzfläche hören. 3E haben keine Angst vor Gefühl und Romantik. „Wo Erde Den Himmel Berührt“ hat einen Touch Hymnencharakter mit wuchtiger Basslastigkeit und treibenden Rhythmus. Der Text ist mit seinen Fantasiewörtern sehr abgefahren mystisch — das klingt fast wie eine Anrufung oder ein magisches Ritual, dass das Licht am Horizont herbei beschwört. Am Ende wird es doch noch ruhig und besinnlich. Das Instrumental „Grabstejnträume“ verspricht nun eine „richtige“ Ballade zu werden mit seinem schönen, glockenartigen Einstieg. Ab 1:52 min ist aber klar, dass bei 3E Balladen und Hymnen niemals ohne den wuchtigen, tief tönenden Bass auskommen dürfen und das klingt wunderschön.

Fazit: Für Error Enter Exit müsste es eine eigene musikalische Beschreibung geben wie Mystic Dark Elektro, denn die Texte sind individualistisch-hintergründig und oft gar mystisch. Das Quartett verstehen es, Texte und Musik in harmonischen Einklang zu bringen, sodass die Stimmung der Texte durch die Musik perfekt unterstützt wird. Dabei bleiben die Stücke immer tanzbar und angenehm eingängig. Ihr Markenzeichen ist dieser wundervoll wuchtige Bass, der die Stücke vorantreibt. Das große Gewicht der Texte wird durch die inhaltliche Bezugnahme auf andere und ältere Titel gewahrt, die schlagwortartig immer wieder auf- tauchen, als wenn Werk übergreifend eine große Geschichte erzählt wird. Das neue Album hat wunderbare Intensität und Ausdruckskraft, ist düster wie das Cover mit Fokus auf das Licht am Horizont entsprechend des „Gefallenen Engel“, der wieder aufsteht nach seinem Sturz. Auch beim Cover halten 3E es wie mit der Musik zu ihren Texten: Es muss zum Ausdruck passen. Aus diesem Grund ist es auch löblich zu erwähnen, dass das komplette Album diesmal komplett in deutscher Sprache gesungen wird. Das Album gefällt von hinten bis vorn.

Tracklist:

01 Gefallene Engel
02 Das Wanderleben
03 Avalon
04 Mutationsprodukt
05 Eisengel
06 Flug Der Eisengel
07 Grabsteinverweigerer
08 Keine Zeit
09 Mutwerkzeug
10 Leuchtturmfeuerland
11 Wo Erde Den Himmel Berührt
12 Grabstejnträume

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VÖ: 10.08.2017
Genre: Dark Wave
Label: Eigenproduktion

Error Enter Exit im Web:

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